„Leben im Tod?!“
Geht es weiter nach dem Tod?
Gibt es ein Leben nach dem Tod?
Und wenn ja: wie wird es sein? Kann man überhaupt etwas darüber wissen?
Was kann ich glauben und hoffen, wenn ich am Grab eines lieben Menschen stehe?
Werden wir uns wiedersehen?
In den letzten drei Wochen habe ich in allen Orten unseres Pastoralverbundes während eines Gottesdienstes zum Thema „Leben im Tod?!“ gesprochen, um aus meinem Glauben heraus eine Antwort auf diese Fragen zu geben.
Zur Vorbereitung habe ich das Buch „Warum ich an das ewige Leben glaube“ von Reinhard Körner gelesen, der Karmelit, Autor und Exerzitienbegleiter ist. In einfacher, leicht zugänglicher Sprache gelingt es ihm, ein neues Verständnis für das ewige Leben, den Himmel, die Hölle, das Gericht und auch das Fegefeuer zu erschließen. Dreh- und Angelpunkt seiner Gedanken und Meditationen ist der Glaube an den liebenden Gott Jesu Christi.
Entscheidend für die Vorstellungen über das, was nach dem Tod kommt, ist das Gottesbild, das ich habe. Wer an einen strengen, strafenden und grausamen Gott glaubt, wird sich auch die Begegnung mit Gott unter diesen Vorzeichen vorstellen.
Wenn ich an den Gott der Liebe glaube, von dem Jesus den Menschen erzählt hat, kann ich darauf vertrauen, dass Gott die Menschen, die er liebt, nicht im Tod lassen wird – so wie er seinen Sohn Jesus auferweckt hat. Im Tod werde ich bei Gott sein, ihn von Angesicht zu Angesicht sehen. Nicht nur ihn, sondern meine Lieben und auch meine Nicht-Lieben. Wir werden uns sehen und erkennen, wie wir wirklich sind.
Die Begegnung mit Gott führt zur Selbsterkenntnis: Ich sehe die Wahrheit über mein Leben. Ich erkenne, was gelungen und misslungen ist, wo ich schuldig geworden bin. Das kann schmerzhaft sein. Doch Gott lindert den Schmerz:
„Er wird geraderichten, was wir angerichtet haben. Er wird aufrichten – Opfer und Täter: den, der niedergemacht wurde, und den, der sich selbst durch seine Taten entwürdigt hat. Er wird wiederherrichten, was schief und krumm geworden ist und durch unsere Schuld entzweigegangen ist…“ (S.119)
Gottes Liebe wird das wiedergutmachen, was ich mit meiner Liebe und in meiner Lebenszeit nicht mehr gutmachen konnte. Im Gericht vollendet Gottes Liebe mein Leben. Wenn so Gericht ist – wie anders kann ich dann sterben. Und wie anders kann ich dann leben!
Besonders faszinierend finde ich den Gedanken bei Reinhard Körner, dass es für Gott die Hölle wäre, wenn er einen seiner geliebten Menschen der Verdammnis und dem ewigen Tod preisgeben müsste. Einen Menschen auf ewig zu verlieren, wäre für Gott die Hölle. Den Menschen ewiges Leben zu schenken, die er liebt, ist für Gott der Himmel – und für uns erst Recht!
In diesem Glauben kann ich leben und sterben und darauf hoffen, dass mein Leben im Tod gewandelt wird – so wie sich die Raupe zum Schmetterling wandelt.
Für das katholische Christkönigsfest und den evangelischen Ewigkeitssonntag an diesem Wochenende wünsche ich Euch und Ihnen Gottes Segen und eine hoffnungsvolle Zeit!
Herzliche Grüße,
Daniela Reineke